Mein ‚Manifest‘
Meine eigene Reise im Theater
Paris | Alles ist in Bewegung | Der Schauspieler im Zentrum
Kurz vor meinem Abschluss an der Universität von Tel Aviv hatte ich das Glück, in Israel einer Vorstellung der Compagnie Jérôme Savary aus Frankreich beizuwohnen. Als ich im Zuschauerraum saß und darauf wartete, dass sich der Vorhang öffnete, hatte ich keine Ahnung, dass genau diese Vorstellung mein Leben verändern würde. In den nächsten zwei berauschenden Stunden erlebte ich eine Theaterinszenierung, die schier alles beinhaltete: Zirkus, Oper, Zauberkunst, Publikum auf der Bühne, Pyrotechnik und vieles mehr. Es wurden dramatische Geschichten erzählt, die intensive Emotionen im Publikum hervorriefen und manche Menschen sogar zu Tränen rührten. Mein Herz schlug schneller vor Freude und Begeisterung. Mein Körper vibrierte von dem Wunsch, künstlerisch zu schaffen. Diese bewegende Erfahrung brachte mich zurück in der Zeit. Ich erinnerte mich an meinen Zustand, als ich als Junge Goldonis ‚Diener zweier Herren‘ sah, gespielt vom noch jungen Jerusalemer Khan Theater in der Inszenierung von Michael Alfreds aus London.
Beide Male, als Junge und als Student nach der Vorstellung von Jérôme Savary, war ich außer mir vor Begeisterung. Ich begann, nachzuforschen, und jeder, den ich fragte, sagte mir eindeutig: Geh nach Paris und studiere an der École Internationale de Théâtre Jacques Lecoq.
Paris
Also ging ich nach Paris und studierte bei Lecoq. Es war eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Ich entdeckte das Theater neu und verliebte mich noch intensiver darin, in die Stadt, in die Sprache, die ich bis heute liebe. Von da aus ging ich meinen Weg weiter, zu kreieren, lernen, spielen, inszenieren und Schauspieler zu unterrichten.
Ich bin immer begeistert, wenn ich Theater erlebe, das nicht weniger ist als eine Feier von Schauspielern und Publikum, Theater, das von Herzen kommt, Herzen berührt und in das grenzenlose Reich der Phantasie abhebt.
Die Fusion aus meinem Theaterstudium an der Universität Tel Aviv und meiner Ausbildung in Physical Theater in Paris, mein eigenes Schaffen, dieser Treffpunkt von Text, Geschichte und Bewegung – das ist, wo ich aufblühe. Dort kann ich mich voll und ganz ausdrücken. Dies ist, wie ich bis heute kreiere, forsche, spiele, inszeniere und lehre.
Alles ist in Bewegung
Im Laufe der Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Physical Theater und die Erzählkunst der Ausgangspunkt für jedes Theaterstück sind, jeden Spielstil, wie sprachlich er auch sein mag. „Alles bewegt sich, alles ist in Bewegung“, hat mich Jacques Lecoq gelehrt. Im Leben wie auch im Theater.
Ich gehe immer auf die Bühne, um eine Geschichte, ein Drama zu erzählen. Wie werde ich dies tun? Das ist das Geheimnis, das mir im Laufe meiner schöpferischen Reise offenbart werden würde. Die zentrale Triebfeder zur Erzeugung dieser Bewegung ist der schöpferisch kreierende Schauspieler.
Der Schauspieler im Zentrum
Ich schaffe, performe und lehre ein Theater, in dem der Schauspieler im Zentrum steht, sich innerhalb der Handlung bewegt, von seinem Körper aus und auf der Bühne, um dem Publikum zu begegnen. Der Schauspieler hat die Freiheit, seine Virtuosität in jeder Ebene, Form oder Gestalt zu offenbaren und aus dem Nichts heraus eine ganze Welt zu erschaffen.
Mein künstlerisches Schaffen findet seinen Ursprung in einem Dialog zwischen Physical Theater und schriftlichem Text.
Meine Inszenierungen sind immer Gemeinschaftsarbeiten. Als Regisseur kreiere ich meine Stücke gemeinsam mit den Schauspielern, als Schauspieler gemeinsam mit dem Regisseur und den weiteren an dem Stück beteiligten Künstlern. In meiner Lehrtätigkeit weltweit sehe ich meine Rolle darin, die Schauspieler zu begleiten und ihnen das Werkzeug anzubieten, um ihre ganz eigene Arbeit in ihrer ganz eigenen Theatersprache zu kreieren.